Ginger Baker

geboren am 19.8.1939 in Lewisham, London, England, Grossbritannien

gestorben am 6.10.2019 in Canterbury, Kent, England, Grossbritannien

Ginger Baker

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Ginger Baker (* 19. August 1939 in Lewisham, London, eigentlich Peter Edward Baker) ist ein englischer Schlagzeuger. Den Spitznamen Ginger trägt er wegen seiner roten Haare.[1]

Biografie

Ursprünglich Klavier- und Trompetenspieler, wechselte er als Schlagzeuger ab 1955 zu Terry Lightfoot und Mr. Acker Bilk und nahm Unterricht bei Phil Seamen.

Ende der 1950er Jahre lernte Baker Dick Heckstall-Smith und Alexis Korner kennen. 1962 ersetzte er Charlie Watts als Schlagzeuger in Alexis Korners Blues Incorporated. Dort traf er auf Jack Bruce, Dick Heckstall-Smith und Graham Bond, mit denen er kurze Zeit darauf die Graham Bond Organization gründete. Baker nahm mit dieser Formation zwei Langspielplatten auf und tourte intensiv in Großbritannien. Baker gestaltete außerdem die Plattencover und kümmerte sich um die finanzielle Seite der Gruppe. 1966 entstand auf seine Initiative die Gruppe Cream mit Eric Clapton an der Gitarre und Jack Bruce am Bass. In dieser Dreier-Formation, die in den späten 1960er Jahren als Supergroup galt, spielten erstmals in der Popgeschichte alle beteiligten Instrumente Gitarre, Bass, Schlagzeug gleichberechtigt nebeneinander bis dahin in der Popmusik nicht gekannte ausgedehnte Improvisationen.

Nach der Auflösung von Cream spielte Ginger Baker mit Eric Clapton, Steve Winwood und Ric Grech in der Gruppe Blind Faith, die sich jedoch im September 1969 nach der Veröffentlichung des Albums Blind Faith und einer anschließenden, sehr erfolgreichen Tournee wieder auflöste.

1970 hatte Baker seine eigene Gruppe Ginger Baker's Air Force, die jedoch schon im Frühjahr 1971 wieder aufgelöst wurde. Mitglieder waren u.a. Phil Seamen, Steve Winwood (org,voc), Graham Bond (org), Ric Grech (bg,vi), Denny Laine und Chris Wood. Mit dieser offenen Formation, in der zwei Schlagzeuger und ein Percussionist tätig waren, wandte sich Baker afrikanischen Einflüssen zu und verlegte auch seinen Wohnsitz nach Nigeria. Der Einfluss seiner engen Zusammenarbeit mit Fela Kuti und die Auseinandersetzung mit afrikanischen, aber auch arabischen Harmonien und Rhythmen wird in späteren Alben wie Middle Passage hörbar.

Nach Ginger Baker's Air Force arbeitete er mit den Brüdern Paul und Adrian Gurvitz zusammen. Mit der Baker Gurvitz Army entstanden drei Alben. In den folgenden Jahren entstanden diverse Jazzeinspielungen.

1980 gehörte Baker kurzzeitig zur Band Hawkwind, die er aber nach dem Album Levitation wieder verließ.

1990 trat Ginger Baker in die Rockgruppe Masters of Reality ein und spielte mit Chris Goss und Googe das Album Sunrise on the Sufferbus ein. 1993 verließ Baker die Masters, als sie im Vorprogramm der Rockgruppe Alice in Chains auftraten, und widmete sich wieder dem Polo und seiner Pferdezucht. Er tourte und nahm CDs auf mit dem Bassisten Jonas Hellborg und veröffentlichte ein Album mit dem All-Star-Powertrio BBM mit Jack Bruce und Gary Moore.

Im Mai 2005 kam es in der Londoner Royal Albert Hall zu einem lang erwünschten Wiederauftritt der Formation Cream, die in Originalbesetzung ihr ehemaliges Repertoire präsentierte. Die Reihe von Konzerten wurde für eine CD- und DVD-Veröffentlichung ausgewertet.

2011 ging er nach vielen Jahren wieder mit dem Bassisten Jonas Hellborg auf Tournee.

2012 kam der US-Kinofilm Beware of Mr. Baker heraus, eine Musik-Biopic des US-Regisseurs Jay Bulger über das bewegte Leben von Ginger Baker.[2] Der 92-minütige Dokumentarfilm kam Ende 2013 über den Verleih NFP auch in die deutschen Filmkunst-Kinos.[3] 2014 ist der Schlagzeuger mit seiner Band Ginger Baker's Jazz Confusion auf Tour.

Schlagzeugspiel und Instrumente

Ginger Baker war einer derjenigen Schlagzeuger, die maßgeblich zur Verbreitung des Spielens mit zwei Bassdrums beitrugen. Zwar hatte Louie Bellson das Doppelbassspielen schon früher erfunden, allerdings wurde es erst durch Baker im populären Bereich richtig bekannt und fand viele Nachahmer. Heute gehört es nahezu zum Standard des Schlagzeugspielens, wobei allerdings meistens eine Doppelfußmaschine die zweite Bassdrum ersetzt.

Zum Doppelbassdrumspielen bedarf es dreier Pedale, daraus folgt ein stetes Wechseln des linken Fußes zwischen zwei Pedalen (Hi-Hat-Maschine und Fußmaschine für die linke Bassdrum).

In der Zeit von Cream bis zur Baker Gurvitz Army spielte Ginger Baker ein Schlagzeug der Firma Ludwig in der Farbe Silver Sparkle, heute ein begehrtes Vintage-Schlagzeug. Baker benutzte zwei Bassdrums, zwei Hängetoms und zwei Standtoms, was man als Doppelschlagzeug bezeichnet, weil es genau die doppelte Anzahl des seinerzeit eigentlich üblichen Drumsets darstellte.

Neben Snare und Hi Hat benutzte Baker auch noch sechs, anstelle der eigentlich üblichen zwei Becken. Für diese verwendete er allerdings lediglich drei Ständer, da er jeweils zwei Becken auf einem Ständer montierte. Zusätzlich hatte er ein kleines Splash-Becken und eine Kuhglocke montiert.

Das Schlagzeugsolo Toad aus dem Jahr 1966 (veröffentlicht auf dem Album Fresh Cream) zeigt Bakers Umgang mit diesem großen Schlagzeug.

Bei den Cream-Reunion-Konzerten im Jahr 2005 spielte er ein Schlagzeug des Herstellers Drum Workshop (DW Drums), mit gleicher Trommelanzahl, allerdings anderem Aufbau der Toms.

Diskografie

Graham Bond Organization

  • The Sound Of 65 (1965), Columbia
  • There's A Bond Between Us (1966), Columbia

Cream

siehe ebendort

Blind Faith

  • Blind Faith (1969)

Ginger Baker's Air Force

  • Ginger Baker's Air Force (1970), Polydor 2662001
  • Ginger Baker's Air Force, vol. 2 (1970), Polydor 2383029

Solo

  • Live (1971, mit Fela Kuti), Regal Zonophone SLRZ 1023
  • Stratavarious (1972), Polydor 2479282
  • The Album (1981), Intercord Record Service ITM 1469
  • Baker And Band Form Humble Oranges (1982), Ariola 204654-320
  • Horses and Trees (1986), Celluloid CELL 6126
  • Ginger Baker In Concert (1987), Onsala ONS2
  • African Force (1988), Intercord Record Service ITM 0017
  • Middle Passage (1990), Island 210879
  • Unseen Rain (1992), Demon DEMCD 028
  • Going Back Home (1994), Atlantic
  • Ginger Baker's Energy (1995), ITM
  • Ginger Baker The Album (1995), ITM
  • Falling off the roof (1995), Atlantic
  • Do What You Like (1998), Atlantic
  • Coward of the County (1999), Atlantic
  • African Force (2001), ITM
  • African Force: Palanquin's Pole (2006), Synergie

Baker Gurvitz Army

  • Baker Gurvitz Army (1975), Vertigo 9103419
  • Elysian Encounter (1976), Atco 36123
  • Hearts on Fire (1976), Atco 36137
  • Flying In and Out of Stardom (2003)

Ginger Baker And Friends

  • Eleven Sides of Ginger Baker (1976), Mountain Records TOPC 5005

Hawkwind

  • Levitation (1980), Bronze Records

Masters of Reality

  • Sunrise on the Sufferbus (1992), Chrysalis Records

Baker Sharrock Brötzmann Scopelitis Kazda

  • No Material (1989), Intercord Record Service ITM 1435

Ginger Baker Trio

  • Going Back Home (1994), Atlantic 7567-82652-2
  • Falling off the Roof (1996), Atlantic 7567-82900-2

Baker Bruce Moore

  • Around the Next Dream (1994), Virgin Records CDV 2745

Ginger Baker & The DJQ2O

  • Coward of the County (2000), Atlantic Records

Schriften

  • Ginger Baker: Hellraiser. The Autobiography of the Worlds Greatest Drummer. John Blake, London 2010.

Literatur

  • Peter Brkusic & Ulli Blobel: Ginger Baker A Natural Born Drummer. Berlin: Jazzwerkstatt 2012; ISBN 978-3981485226
  • Dick Heckstall-Smith: The Safest Place In The World. Quartet Books, London/New York 1989.

Lexikalische Einträge

  • Siegfried Schmidt-Joos, Barry Graves: Rock Lexikon. Reinbek 1973.
  • Christian Graf, Burghard Rausch: Rockmusik Lexikon. Frankfurt 1996.
  • Jonathan Buckley, Mark Ellingham: Rock Rough Guide. Stuttgart/Weimar 1998.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus Hübner: Wie ihn die Natur geschaffen hat. Rezension des Buches Ginger Baker A Natural Born Drummer in der Online-Ausgabe der Jazzzeitung, Januar 2013. Abgerufen am 14. Mai 2013.
  2. moviepilot.de; aufgerufen am 22. Dezember 2013
  3. "Beware of Mr. Baker" im Kino - Genie und Knochenbrecher, Rezension von Joachim Hentschel in der Süddeutschen Zeitung vom 21. Dezember 2013, abgerufen 29. Dezember 2013
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