Joseph Bodin de Boismortier

Joseph Bodin de Boismortier

geboren am 23.12.1689 in Thionville (Diedenhofen), Lorraine, Frankreich

gestorben am 28.10.1755 in Roissy-en-Brie, Île-de-France, Frankreich

Joseph Bodin de Boismortier

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Joseph Bodin de Boismortier (* 23. Dezember 1689 in Thionville/Frankreich; † 28. Oktober 1755 in Roissy-en-Brie) war ein französischer Flötist, Cembalist und Komponist.

Leben

Boismortier erhielt seinen ersten Musikunterricht, nachdem die Familie 1691 in Metz ansässig geworden war. Sein Vater war Konditor und ehemaliger Soldat aus der Nähe von Berry. Seinem Musiklehrer Joseph Valette de Montigny, einem bekannten Motettenkomponisten, folgte er 1713 nach Perpignan, wo er zunächst als Steuereintreiber für die Königliche Tabakgesellschaft arbeitete. Zuvor spielte er 1711 im Orchester des Herzoges Leopold, das in Nancy der Leitung des berühmten Henri Desmarest unterstand. Am 20. November 1720 heiratete er Marie Valette, Tochter eines wohlhabenden Goldschmiedes und die Nichte seines Lehrers, in der Kathedrale von Saint-Jean de Perpignan.

1721 wurden seine ersten Kompositionen verlegt: Zwei airs à boire. Er gelangte an den Hof der Herzogin von Maine bei Sceaux und schließlich nach Paris, wo ihm eine erfolgreiche Karriere als galanter Komponist gelang. Am 15. November 1722 wurde seine Tochter Suzanne Bodin de Boismortier geboren. Er kündigte kurz darauf seine Anstellung als Kassenbeamter und brach, wieder auf Anraten seines Gönners d’Andrezel, zur Eroberung von Paris auf. Er machte in Agen Station, wo er mit seiner neugeborenen Tochter die Familie der Brüder l’Abbé, Musikerzieher der Saint-Caparais-Kirche, besuchte.

In Paris wurde er in der Rue Saint-Antoine ansässig. Sein Haus befand sich direkt bei dem Jesuiten-Kloster, dort lebte er bis zum Tod seiner Frau.

1753 zog er sich aus der Musikerszene zurück, entnervt vom Buffonistenstreit, einem Streit zwischen den Anhängern der französischen und der italienischen Tradition. Seinen Ruhestand verbrachte er auf dem Anwesen La Gâtinellerie bei Roissy-en-Brie, wo er auch starb.

Jean-Benjamin de La Borde charakterisierte Boismortier 1780 in seinem Essai sur la musique ancienne et moderne:[1]

Boismortier, 1691 geboren, traf auf eine Zeit, in der einfache, anspruchslose Musik in Mode war. Der begabte Musiker wusste sich diese Tendenz zu Nutze zu machen und schrieb zahlreiche Airs und Duette für die Massen, gespielt auf Flöten, Violinen, Oboen, Dudelsäcken, Drehleiern etc. (…) Er nutzte die Naivität seiner Kunden aus, sodass man schon über ihn sagte: 'Glücklich ist Boismortier, aus dessen Feder jeden Monat ohne Anstrengungen eine Air nach Belieben fließt.' Boismortier wusste nichts zu antworten als: 'Ich verdiene Geld'.

Weiter schrieb de La Borde:

wenn sich jemand die Mühe machte, in dieser reichhaltige Mine zu schürfen, fände er darin soviel Goldstaub, um daraus einen Barren zu gießen

Werk

In der Zeit zwischen 1724 und 1747 publizierte er mehr als 100 mit Opuszahlen versehene Werke. Boismortier schrieb für Flöte, Violine und Cembalo, aber auch für Musette und Drehleier. Kürzlich wurden Sonaten für Diskantgambe wiederentdeckt. Außerdem schuf er Oratorien, Kantaten, Trinklieder und Motetten, Opernballette und anderes:

  • Les Voyages de l'Amour (1736)
  • Don Quichotte chez la Duchesse (1743)
  • Daphnis et Chloé (1747)
  • Daphné (1748)
  • Les quatre parties du monde (1752)
  • op. 7 Nr. 4 Sonate für 3 Flöten (Flötensonate)
  • op. 14 Sonates à deaux parties, für zwei Fagotte, Violoncelli oder Viola da gamba
  • op. 15 Nr. 1 Konzert für 5 Flöten in G-Dur
    • op. 15 Nr. 2 Konzert für 5 Flöten in a-Moll
    • op. 15 Nr. 3 Konzert für 5 Flöten in D-Dur
    • op. 15 Nr. 4 Konzert für 5 Flöten in h-Moll
    • op. 15 Nr. 5 Konzert für 5 Flöten in A-Dur
    • op. 15 Nr. 6 Konzert für 5 Flöten in e-Moll
  • op. 19 Nr. 1 Sonate für Flöte und BC
    • op. 19 Nr. 2 Sonate für Flöte und BC
    • op. 19 Nr. 3 Sonate für Flöte und BC
    • op. 19 Nr. 4 Sonate für Flöte und BC
    • op. 19 Nr. 5 Sonate für Flöte und BC
    • op. 19 Nr. 6 Sonate für Flöte und BC
  • op. 26 Fagottsonate Nr. 3 (Fagottsonate)
  • op. 26 Nr. 1 Sonate für Violoncello (Fagott oder Viola da gamba) und Basso continuo
    • op. 26 Nr. 2 Sonate für Violoncello (Fagott oder Viola da gamba) und Basso continuo
    • op. 26 Nr. 3 Sonate für Violoncello (Fagott oder Viola da gamba) und Basso continuo
    • op. 26 Nr. 4 Sonate für Violoncello (oder Fagott) und Basso continuo
    • op. 26 Nr. 5 Sonate für Fagott (oder Violoncello) und Basso continuo
    • op. 26 Nr. 6 Cellokonzert D-Dur
  • op. 31 Suite pour la viole
  • op. 34 Sonate Nr. 6 à quatre parties également travaillées
  • op. 35 Nr. 1 Suite für Blockflöte, Laute und Gambe
    • op. 35 Nr. 2 Suite für Traversflöte, Laute und Gambe
    • op. 35 Nr. 3 Suite für Blockflöte solo
    • op. 35 Nr. 4 Suite für Traversflöte, Gitarre und Gambe
    • op. 35 Nr. 5 Suite für Traversflöte solo
    • op. 35 Nr. 6 Suite für Blockflöte, Laute und Gambe
  • op. 37 Nr. 2 Sonate e-Moll
    • op. 37 Nr. 5 Sonate a-Moll
  • op. 39 Première sérénade
  • op. 40 Six Sonates pour deux Bassons, Violoncelles, ou Violes suivies d'un nombre de pièces qui peuvent se jouer seul & facilement
  • op. 42 Six Pastorales [Sechs Pastorales], (Duo)
  • op. 45 5 gentilesses (Sonstiges Orchesterwerk)
  • op. 50 Six Sonates pour Violoncelle ou Basson et b.c. (Paris, 1734)
    • op. 50 Nr. 1 Sonate für Violoncello oder Fagott und Basso continuo
    • op. 50 Nr. 2 Sonate für Violoncello oder Fagott und Basso continuo
    • op. 50 Nr. 3 Sonate für Violoncello (Fagott oder Viola da gamba) und Basso continuo
    • op. 50 Nr. 4 Sonate für Violoncello oder Fagott und Basso continuo
    • op. 50 Nr. 5 Sonate für Violoncello (Fagott oder Viola) und Basso continuo
    • op. 50 Nr. 6 Trio für Violine, Violoncello und Basso continuo
  • op. 51 Six Sonates pour une Flûte traversière et un violon par accords (Paris, 1734)
  • op. 52 4 Ballets
  • op. 97 Ballet comique, Don Quichotte chez la Duchessa (Don Quichote und die Herzogin) (Paris, 1743, Académie royale de musique)

Da ein Großteil seines kammermusikalischen Schaffens der Traversflöte gewidmet ist, liegt die Vermutung nahe, dass Boismortier dieses Instrument selbst gespielt hat. Diese bislang jedoch nicht belegte Annahme wird gestützt durch die von Boismortier 1740 als Opus 90 veröffentlichten Lehrwerke Principes de la Flute, die heute jedoch als verschollen gelten. Auch für Diskantviolen schrieb er ein Lehrwerk. Zudem veröffentlichte er ein Harmonielexikon.

Literatur

  • August Gathy: Musikalisches Conversations-Lexikon – Encyklopädie der gesammten Musik-Wissenschaft. G. W. Niemeyer, Hamburg 1840, S. 49.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Essai sur la musique ancienne et moderne, Teil 3, Imprimerie de Ph.-D. Pierres, Paris 1780, S. 392 f. bei Google Bücher.
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 15.03.2018 23:44:05

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