Christina Rossetti
geboren 1830 in London, England, Grossbritannien
gestorben 1894 in London, England, Grossbritannien
Christina Rossetti
Christina Georgina Rossetti (* 5. Dezember 1830 in London; 29. Dezember 1894 in London) war eine britische Dichterin im viktorianischen Zeitalter.
Leben
Ihr Vater, Gabriele Rossetti, war ein Flüchtling aus Neapel und suchte in England politisches Asyl. Ihre Mutter, Frances Mary Lavinia Polidori, war die Tochter von Gaetano Polidori und Schwester von John Polidori, der mit Lord Byron sehr gut befreundet war. Christina wurde mit ihren drei Geschwistern Dante Gabriel (1828-1882), William Michael (1829-1919) und Maria Francesca Rossetti (1827-1876) zu Hause unterrichtet. Wie alle Geschwister sprach auch sie perfekt Italienisch.
Christina kränkelte in ihrer Jugend häufig, schrieb aber schon früh Gedichte. Ein erster Gedichtband, der Christinas Begabung unter Beweis stellt, wird von ihrem Großvater, Gaetano Polidori, 1847 in seiner eigenen Druckerei gedruckt.
Die Mutter Frances und ihre beiden Töchter, zunächst gläubige Mitglieder des Evangelikalen Zweigs der Church of England, wandten sich in den 1840er Jahren einer religiösen Bewegung aus Oxford zu, den Tractarians, die sich durch Verteilung von Traktaten für eine Kirche der Vorväter einsetzten. [1] Christina Rosetti wurde 1845 in der Christ Church eingesegnet. [2]
Zum Präraffelitischen Freundeskreis ihrer Brüder gehörte 1848 auch James Collinson, in den Christina sich verliebte. Dieser war aus der Anglikanischen Kirche ausgetreten und der Römisch-Katholischen Kirche beigetreten. Er machte Christina einen Heiratsantrag und kehrte ihr zuliebe in die Anglikanische Kirche zurück. Als Collison 1850 jedoch erneut der Katholischen Kirche beitrat, löste Christina die Verlobung auf. Dieser Schicksalsschlag hatte sie schwer erschüttert.
Unter dem Pseudonym Ellen Alleyne veröffentlichte Christina 1850 sieben Gedichte in The Germ, der Zeitschrift der Präraffaelitischen Bruderschaft.
Durch Krankheit und nachlassende Sehkraft musste der Vater seine Stelle am Kings College 1845 aufgeben. Die finanziellen Schwierigkeiten versuchte die Mutter, mit einer Tagesschule in der Arlington Street mit Unterstützung ihrer Töchter Maria und Christina aufzufangen. Eine weitere Schule in Frome, Sommerset, musste nach einem Jahr aufgegeben werden. Am 26. April 1854 starb der Vater Gabriele.
Ihr Glaube spielte eine sehr entscheidende Rolle in ihrem Leben und beeinflusste all ihre Entscheidungen. So gab sie z. B. das Schachspielen auf, weil sie sich über das Gewinnen zu sehr freute. Sie überklebte anti-religiöse Passagen von Algernon Swinburnes Gedicht Atalanta in Calydon, war gegen Nacktheit auf Gemälden und weigerte sich, Parsifal zu sehen, weil darin heidnische Mythologie zelebriert wurde.
1861 reiste sie mit der Mutter und ihrem Bruder William nach Paris und besuchte auch die Normandie.
1862 verliebte sich Christina in Charles Bagot Cayley, einen gebürtigen Russen aus St. Petersburg, der bei ihrem Vater die italienische Sprache am Kings College, London, studiert und auch das Trinity College, Cambridge, besucht hatte. Er hatte Dantes Göttliche Komödie übersetzt die einzige Übersetzung, welche nach Longfellow und Cary das Versmaß des Originals und eine einfache Sprache beibehielt. Cayley wollte sie heiraten. Nicht nur die finanzielle Seite war ein Hindernis - ihr Bruder William Michael hatte eine Mitgift angeboten - auch hier stand Christinas Glaube im Wege. Cayley war Agnostiker und konnte ihre Erwartungen in Glaubensfragen nicht erfüllen. Sie blieben jedoch freundschaftlich verbunden. Caley starb am 5. Dezember 1883, Christina Rossettis 53. Geburtstag. [3]
Eine zweite Reise auf den Kontinent, wiederum mit Mutter und Bruder William, führte sie 1865 über den Gotthardpass nach Italien und Verona und zurück über den Splügenpass und Schaffhausen.
Nachdem das Innere der Christus-Kirche [4] 1861 durch den Architekten William Butterfield umgebaut war, ließ die Familie Rossetti ein von Dante Gabriel Rossetti entworfenes und von der Werkstatt William Morris ausgeführtes 3-teiliges Buntglasfenster installieren, das die Bergpredigt zeigt, und dem Gedenken an ihre Tante M. M. Polidori, die am 8. Februar 1867 verstorben war, diente. Es handelte sich um das zweites Fenster an der Ostseite (vom Eingang aus gesehen). [5]
In den 1870er Jahren schrieb sie für die "Society for Promoting Christian Knowledge" (Gesellschaft zur Verbreitung christl. Glaubens)[6].
Als William 1874 heiratete, zog sie zusammen mit ihrer Mutter und deren beiden Schwestern, Charlotte und Eliza Polidori, nach No. 30, Tarrington Square.
1871 (im Alter von 41 Jahren) erkrankte sie an der Basedowschen Krankheit (Graves' disease), einer Krankheit der Schilddrüse. Die Krankheit entstellte und behinderte sie schwer. Sie begann mit dem Schreiben religiöser Essays.
1876 starb ihre Schwester Maria und 1882 ihr Bruder Dante Gabriel in Birchington-on-Sea, nachdem sie ihn mit ihrer Mutter mehrere Wochen gepflegt hatte. Am 8. April 1886 starb ihre Mutter - ihre Tante Charlotte folgte 1890 und 1893 ihre Tante Eliza, die sich viele Jahre um Christina gekümmert hatten.
Viele ihrer Gedichte handeln vom Leid auf Erden, dem Tod, dem Jenseits (Himmel, Paradies) und von unglücklicher Liebe. Einen weiteren großen Teil machen ihre Kindergedichte aus, allen voran Goblin Market, das, wie Christina immer wieder betonte, nur ein Märchen sei. Aber es finden sich sehr viele Bilder und Symbole, die das Werk für vielschichtige Interpretationen offenlassen. Auch die Rose, die Christina als ihr persönliches Zeichen auserwählt hatte, findet oft an Bedeutung in ihren Gedichten.
Christina Rossetti erlag 1894 einem langjährigen Krebsleiden. Sie wurde im Grab ihrer Eltern auf dem Friedhof von Highgate in London beigesetzt. [7]
Werke
- Goblin Market, Viktoria-Verlag, Meißen 2005, ISBN 3-936671-13-3.
- Paul Mathers reads Goblin Market by Christina Rossetti.
- Maude: prose and verse, 1850 Publisher: Duffield New York 1906
- The Prince's Progress and other Poems." 1866
- Uphill By: Christina Rossetti. This audio is part of the collection: Community Audio
- Sing-song, a nursery rhyme book. With 120 Illustrations by Arthur Huges. Publisher: MacMillan & Co. London, 1893
- Commonplace, and other short stories. Publisher: F. S. Ellis, London 1870
- Annus Domini, a Prayer for each Day of the Year." 1874.
- Speaking Likenesses". 1874.
- Seek and Find." 1879.
- Called to be Saints. 1881.
- Letter and Spirit" 1883.
- "The Face of the Deep, a Devotional Commentary on the Apocalypse." 1892.
- Reflected Lights from "The Face of the Deep". Publisher: Society for promoting Christian Knowledge, London 1900
- Time flies: a reading diary (1886)
- Leiden können: englische und italienische Gedichte. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Heinrich Hudde. Pano-Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-907576-58-6.
- Momma Innominata: Herrin Ungenannt. Ein Sonett aus Sonetten. Übertragen von Heinrich Hudde. Drachen-Presse, Berlin 2002.
- New Poems by Christina Rossetti: Hitherto Unpublished Or Uncollected. Edited by William Michael Rossetti. Publisher: MacMillan & Co., London 1896
- Poems of Christina Rossetti. Chosen and edited by William Michael Rossetti. Publisher: MacMillan & Co., London 1904
- Rebecca W. Crump: Complete Poems of Christina Rossetti. In two Volumes. A Variorum Edition. Louisiana State University Press, Baton Rouge 1986. ISBN 978-0-8071-1246-5
Vertonungen
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- Six Sorrow Songs (op. 57; 1904) für Singstimme und Klavier
- 1. Oh what comes over the sea (aus: New Poems, 1896/1904) 2. When I am dead, my dearest (= Song aus: Goblin Market and other Poems, 1862) 3. Oh roses for the flush of youth (= Song aus: Germ, 1850) 4. She sat and sang alway (= Song aus: Goblin Market and other Poems, 1862) 5. Unmindful of the roses (= One Sea-Side Grave) 6. Too late for love (aus: The Princes Progress and other Poems, 1866)
- A lament (Why were you born when the snow was falling; 1910) für Singstimme und Klavier
- Sidney Homer: Seventeen lyrics from Sing-song: op. 19. Singstimme und Klavier. Verlag G. Schirmer, New York (c1908)
- Uwe Strübing: Fünf Lieder (op. 86; 2006) für Sopran und Klavier. UA 24. März 2011 Erlangen (Redoutensaal; Rebecca Broberg [Sopran], Lilian Gern [Klavier])
- 1. An End (Love, strong as Death, is dead) 2. A Song (When I am dead, my dearest) 3. Cobwebs (It is a land with neither night or day) 4. What would I give (What would I give for a heart of flesh to warm me through) 5. Echo (Come to me in the silence of the night)
- Wolf-Dietrich Hörle: Remember: Für gemischten Chor, Partitur im Waldkauz-Verlag, Solingen, WK 4004
Galerie
Literatur
- Appendix - Extracts from the diary of William M. Rossetti 1871-95 in: The family letters of Christina Georgina Rossetti. Edited by William M. Rossetti. Publisher: Brown, Langham & Co., London 1908
- The family letters of Christina Georgina Rossetti. With some supplementary letters and appendices. Edited by William M. Rossetti. Publisher: Brown, Langham & Co., London 1908
- Ellen A. Proctor: A brief memoir of Christina G. Rossetti. Publisher: Society for Promoting Christian Knowledge (S.P.C.K.), London 1896
- An appreciation of the late Christina Georgina Rossetti. By the Right Rev. B. F. Westcott, Lord Bishop of Durham. Publisher: Society for Promoting Christian Knowledge, London 1899
- M. Ignatia Breme: Christina Rossetti und der Einfluss der Bibel auf ihre Dichtung; Eine literatisch-stilistische Untersuchung. Verlag: H. Schöningh, Münster 1907
- Christina Georgina Rossetti in: Theodore Watts-Dunton: Old familiar faces. Publisher: E. P. Dutton & Co., New York, 1916
- Dinah Roe: The Rosettis in Wonderland. A Victorian Family History. Haus Publishing, London 2011, ISBN 978-1-907822-01-8.
- Benjamin Mason: Poetry of Christina Rossetti. Kindle-Edition 2011, ASIN B004M18PPK.
- David Clifford/Laurence Rousillon (eds.): Outsiders Looking in: The Rossettis then and Now. Anthem ress, London 20q04, ISBN 1-843311062.
- Kathleen Jones: Learning not to be first: The Life of Christina Rossetti. u.a.: St. Martin's Press, New York 1992, ISBN 0-312070179.
- deutsch: Die einsame Rose. Das Leben der Christina Rossetti, Goldmann, München 1996, ISBN 3-442-72016-8.
- englisch als Kindle-Edition: The Book Mall, 3rd. Edition 2011, ASIN B005XR4H18.
- Ralph A. Bellas: Christina Rossetti. Twayne Publishers, Boston, Massachusetts, USA 1977, ISBN 0-805766715.
- Georgina Battiscombe: Christina Rossetti: a divided life, London : Constable, 1981,ISBN 0-09-461950-6.
Einzelnachweise
Preface pages X-XII to: The family letters of Christina Georgina Rossetti. Edited by William Michel Rossetti. Publisher: C. Scribners Son, New York 1908
- The Oxford Tractarians, renewers of the Church
- London Metropolitan Archives - Christ Church, Albany Street
- Cayley Family History
- Christ Church in Albany Street
- 'Christchurch, Albany Street', J. R. Howard Roberts and Walter H. Godfrey (editors): Survey of London: volume 21: The parish of St Pancras part 3: Tottenham Court Road & neighbourhood (1949), pp. 150-152
- Geschichte der SPCK
- Grabstätte Christina Rosetti und ihrer Eltern
Weblinks
Commons: Christina Rossetti Bilder, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Christina Rossetti im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hinrich Hudde übersetzt Christina Rosetti (PDF; 1,4 MB)
- Christina Rossetti - umfangreiche Seite mit vielen Zusatzmaterialien (deu.)
- Christina Rossetti (engl.)
- Christina Rossetti at Victorian Web (engl.)
- Christina Rossetti in der National Portrait Gallery
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