Christian Thielemann

Christian Thielemann

geboren am 1.4.1959 in Berlin, Deutschland

Christian Thielemann

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Christian Thielemann (* 1. April 1959 in West-Berlin) ist ein deutscher Dirigent.

Biografie

Christian Thielemann nahm Klavierunterricht und studierte Bratsche.[1] Seine Karriere begann er mit neunzehn Jahren als Korrepetitor an der Deutschen Oper Berlin und gleichzeitig als Assistent von Herbert von Karajan in Berlin. 1985 wurde er Erster Kapellmeister an der Düsseldorfer Rheinoper und wechselte 1988 als Generalmusikdirektor (GMD) nach Nürnberg. Dort gelang dem damals jüngsten GMD Deutschlands mit einer mustergültigen Aufführung des Tristan der künstlerische Durchbruch. 1997 erhielt er einen Ruf an die Deutsche Oper Berlin. Seinen dortigen Vertrag als Generalmusikdirektor kündigte er im Sommer 2004. Im September 2004 wurde er Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker. Am 22. Juli 2009 beschloss der Münchner Stadtrat, den bis 2011 laufenden Vertrag nicht zu verlängern, da Thielemann den ihm angebotenen Vertragsentwurf nicht akzeptiert habe. Seit 2012 ist er Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Seit 2013 ist er zudem künstlerischer Leiter der Salzburger Osterfestspiele.

Nach zwanzig Jahren Opernerfahrung konzentriert er sich nun auf ausgewählte Orchester und wenige Opernhäuser. Nicht zuletzt aufgrund seiner Berliner Aufführungen sämtlicher in Bayreuth gespielter Werke Richard Wagners sowie seines Berliner Richard-Strauss-Repertoires mit Salome, Elektra, Die Frau ohne Schatten und Daphne gilt Thielemann als ein sehr gefragter Dirigent. In der Opernliteratur reicht seine Bandbreite bis zu Arnold Schönbergs Moses und Aron und Hans Werner Henzes Der Prinz von Homburg. Tourneen führten ihn unter anderem nach Japan, Italien, Spanien, Portugal und Frankreich. Thielemann ist an den bekanntesten Opernhäusern der Welt tätig. 1987 debütierte er mit Wolfgang Amadeus Mozarts Così fan tutte an der Wiener Staatsoper. Am Londoner Opernhaus Covent Garden dirigierte er Jenufa, Elektra, Der Rosenkavalier, Die ägyptische Helena sowie Hans Pfitzners Palestrina – eine Produktion, die er anschließend auch im Rahmen des ersten Gastspiels von Covent Garden an der New Yorker Met leitete. An der Met dirigierte er außerdem Der Rosenkavalier, Die Frau ohne Schatten und Arabella, an der Lyric Opera in Chicago eine Neuproduktion von Die Meistersinger von Nürnberg.

Bei den Bayreuther Festspielen debütierte Thielemann im Jahr 2000 mit Wagners Die Meistersinger von Nürnberg. 2001 dirigierte er Parsifal, 2002 eine Neuproduktion des Tannhäuser; von 2006 bis 2010 leitete er den Bayreuther Ring (Regie Tankred Dorst), und 2012 dirigierte er Der fliegende Holländer. 2015 wird Thielemann in Bayreuth die musikalische Leitung für Tristan und Isolde übernehmen.[2] An der Wiener Staatsoper hatte Thielemann bereits im Frühjahr 2003 eine Neuproduktion von Tristan und Isolde geleitet; im Juni 2005 dirigierte er eine Wiederaufnahme von Parsifal. Am 29. Juni 2015 wurde bekannt, dass Thielemann bereits am 15. März 2015 und mit Wirkung bis zum Jahre 2020 zum Musikdirektor der Bayreuther Festspiele berufen wurde, eine Position, die es bislang noch nicht gab.[3] Bereits zuvor war Thielemann musikalischer Berater der Festspielleitung und möchte in dieser neuen Position seine Erfahrungen weitergeben und soll sich grundsätzlich mit allen musikalischen Belangen des Hauses befassen.[4] Bei einer Pressekonferenz der Festspiele am 25. Juli 2015 wurde bekannt, dass hierbei Thielemanns Aufgaben seien, das Klangbild der Bayreuther Festspiele mit zu prägen, die Orchesterbesetzung auszuwählen und einen Stamm von Assistenten aufzubauen. Zudem wird er in dieser Funktion die Künstlerische Geschäftsleitung beraten und international Solisten besorgen, die sonst nicht bereit wären, zu den in Bayreuth immer noch niedrigen Gagen zu singen.[5]

Thielemann gastiert bei den Wiener Philharmonikern und den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam, dem Israel Philharmonic Orchestra sowie dem Philharmonia Orchestra London, mit dem er auch auf Tourneen in Spanien, Portugal, Italien, Deutschland und in der Schweiz konzertierte. In den USA verbindet Thielemann eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den Orchestern in New York, Philadelphia und Chicago. Im Oktober 2000 begann seine enge Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern; sein Debüt im Wiener Musikverein mit Strauss’ Eine Alpensinfonie und Rosenkavalier-Suite wurde von der Deutschen Grammophon veröffentlicht. Im September 2002 dirigierte Thielemann die Wiener Philharmoniker im Musikverein sowie anschließend in Paris, London und Dortmund. Im Herbst 2003 reiste er mit dem Orchester nach Konzerten in Wien zu einer Tournee nach Japan. Im Juli 2005 eröffnete er mit den Wiener Philharmonikern die Salzburger Festspiele.

Aufnahmen

Für die Deutsche Grammophon nahm Christian Thielemann mit dem Philharmonia Orchestra London alle Symphonien von Robert Schumann auf, des Weiteren Beethovens 5. und 7. Symphonie sowie mit dem Philadelphia Orchestra Vorspiele und Ouvertüren Richard Wagners. Vier Aufnahmen mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin waren Ouvertüren und Vorspiele von Hans Pfitzner und Richard Strauss, Carl Orffs Carmina Burana, Schönbergs Pelléas und Mélisande sowie Beethoven-Kantaten gewidmet. Zuletzt kam eine Arien-CD mit Thomas Quasthoff und dem Orchester der Deutschen Oper Berlin heraus. 2003 erschien – wiederum mit den Wiener Philharmonikern – ein Live-Mitschnitt unter anderem von Strauss´ Ein Heldenleben. Im Mai 2004 veröffentlichte die Deutsche Grammophon den Live-Mitschnitt von Tristan und Isolde aus der Wiener Staatsoper. 2006 folgte der Wiener Parsifal, zudem liegt eine DVD-Aufnahme der Arabella aus der Metropolitan Opera vor. Ende 2009 erschien eine Aufnahme des Bayreuther Ring, im Juni 2013 eine des Wiener Ring.[6]

Für DECCA

  • Richard Strauss, „Vier letzte Lieder“ mit Renée Fleming und Münchner Philharmoniker, April 2008

Für Deutsche Grammophon

Für EMI Classics

Für Opus Arte

  • Richard Wagner, Der Ring des Nibelungen, Bayreuther Festspiele 2008 (14 CDs, 14:56 h), erschienen 2009

Ehrungen, Mitgliedschaften

  • 2003: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 2006: Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
  • 2010: Ehrenmitgliedschaft der Internationalen Musikakademie zur Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher in Deutschland
  • 2011: Ehrendoktorwürde der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
  • 2011: Aufnahme in die Royal Academy of Music, London
  • 2012: Ehrendoktorwürde der Katholischen Universität Löwen (Belgien)
  • 2013: International Opera Award, Nominierung als bester Dirigent
  • 2014: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
  • 2015: Richard-Wagner-Preis[7]

Literatur

  • Kläre Warnecke: Christian Thielemann. Ein Portrait. Henschel, Berlin 2003, ISBN 3-89487-465-1.
  • Kilian Heck, Christian Thielemann (Hrsg.): Friedrichstein. Das Schloss der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2006, ISBN 3-422-06593-8.
  • Christian Thielemann: Mein Leben mit Wagner. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63446-8

TV- und Filmproduktionen

Produktionen über Thielemann

  • Christian Thielemann. Dokumentarfilm, 43:56 Min., Deutschland, 2012, Buch und Regie: Mathias Siebert, Produktion: Bremedia Produktion, Radio Bremen, MDR, Reihe: Deutschland, deine Künstler, Staffel 5 – Episode 4, Erstsendung: 15. August 2012, Film-Informationen von ARD.
  • Christian Thielemann. Romantischer Querkopf, Dokumentarfilm von Felix Schmidt, 52 Min., Deutschland, 2007. Produktion: FTS Media und Unitel in Koproduktion mit Classica
  • Durch die Nacht mit … Christoph Schlingensief und Christian Thielemann. Dokumentarfilm, 74 Min., Deutschland, 2002, Regie: Edda Baumann-von Broen und Daniel Finkernagel, Produktion: avanti media, ZDF, arte, Folge 1 der Serie, Erstsendung: 10. Mai 2002, Film-Informationen von avanti media.

Produktionen mit Thielemann

  • Christian Thielemann – Mein Strauss. Dokumentarfilm, Deutschland, 45 Min., Buch und Regie: Andreas Morell, Produktion: 3B-Produktion, Unitel Classica, ZDF, 3sat, Erstsendung: 8. Juni 2014 bei 3sat.
  • Wagner vs. Verdi. Dokumentarfilm-Reihe in sechs Teilen, Regie Martin Betz, Daniel Gerlach et al., 2013, ZDF.
  • Der Große Friedrich Remix - Musik um den Preußenkönig. Regie: Friederike Schlumbom, 18. Oktober 2012, rbb.
  • Beethoven entdecken. (Alternativtitel: Discovering Beethoven.) Dokumentarfilm-Reihe in neun Teilen à ca. 55 Min., Deutschland, Österreich, 2011, Regie: Christoph Engel und Anca-Monica Pandelea, Produktion: Unitel Classica, ORF, ZDF, 3sat.
    Joachim Kaiser und Christian Thielemann diskutieren die Besonderheiten der neun Sinfonien Beethovens. Als Grundlage werden die Aufführungen Thielemanns mit den Wiener Philharmonikern im Wiener Musikverein genommen und mit den Aufnahmen anderer Dirigenten verglichen (Besprechung).

Konzertaufzeichnungen

  • Die Wiener Philharmoniker in Beijing. National Centre for the Performing Arts in Peking, Aufzeichnung vom 3. November 2013, 3sat.
  • Wagner-Geburtstagskonzert: Thielemann dirigiert die Sächsische Staatskapelle. 21. Mai 2013, Regie: Michael Beyer, ZDF.
  • Thielemann dirigiert Strauß. Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker, Salzburg Festival 2011, Großes Festspielhaus, Salzburg, Regie: Michael Beyer, 3sat
  • Sommernachtsmusik mit Christian Thielemann. Christian Thielemann dirigiert die Münchner Philharmoniker, Schloss Herrenchiemsee, 31. August 2010, Regie: Henning Kasten, ZDF und Arte.[8]

Weblinks

 Commons: Christian Thielemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Who is who in der Bundesrepublik Deutschland. Zug 2001, S. 3930.
  2. Bayreuther Festspiele, Festspiele 2015 (Memento vom 17. April 2015 im Webarchiv archive.is)
  3. Christian Thielemann zum Musikdirektor der Bayreuther Festspiele berufen, Journal der Freunde von Bayreuth, Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V., 9. Juli 2015.
  4. Christian Thielemann zu Bayreuth und Berlin: „Das etwas größere Tortenstück“, BR Klassik, 7. Juli 2015. (Memento vom 5. Juli 2015 im Webarchiv archive.is)
  5. Peter P. Pachl: Pressekonferenz ohne die Festspielleitung – Die Bayreuther Festspiele aktiv gegen den Schwarzmarkt In: neue musikzeitung online, 25. Juli 2015.
  6. Der Ring des Nibelungen auf deutschegrammophon.com
  7. Richard-Wagner-Preis 2015
  8. Arte, Programm August 2010. (Memento vom 3. April 2015 im Webarchiv archive.is)
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