Ferdinand David

Ferdinand David - © (wikipedia) Ferdinand David, Lithografie von Johann Georg Weinhold

geboren am 10.6.1810 in Hamburg, Deutschland

gestorben am 18.7.1873 in Klosters-Serneus, GR, Schweiz

Ferdinand David

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Ferdinand Ernst Victor Carl David (* 19. Januar 1810 in Hamburg; † 18. Juli 1873 bei Klosters, Schweiz) war ein deutscher Violinvirtuose und Komponist.

Leben

David wurde 1810 als Sohn eines Kaufmanns in Hamburg geboren. Bevor er sich für die Musik entschied, nahm er Zeichenunterricht bei Leo Lehmann. Er war von 1823 bis 1824 Schüler von Louis Spohr und Moritz Hauptmann in Kassel. 1826 wurde er Violinist am Königsstädtischen Theater in Berlin. Dort lernte er den Cellisten Johann Benjamin Groß kennen. Ab 1829 war er erster Violinist der privaten Quartettkapelle des livländischen Landmarschalls und Garderittmeisters Carl Gotthard von Liphart, Vater des Kunstmäzens Baron Karl Eduard von Liphart, in Dorpat und unternahm Konzertreisen nach Riga, Sankt Petersburg und Moskau. Als sich das Quartett 1836 auflöste, holte Felix Mendelssohn Bartholdy ihn als Konzertmeister an das Gewandhausorchester Leipzig und als Primarius in das Gewandhausquartett. Ab 1843 war er auch Violinlehrer am Leipziger Konservatorium. Zu seinen Schülern zählten Alexander Ritter, August Wilhelmj, Richard Sahla, der junge Max Brode und für kurze Zeit auch Joseph Joachim. David war eng befreundet mit Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen Familie ihn in Berlin aufgenommen hatte. Mendelssohns berühmtes Violinkonzert e-Moll op. 64 ist David gewidmet.

1828 konvertierte David vom jüdischen zum evangelischen Glauben. Er wurde Freimaurer und 1836 als 26-jähriger Konzertmeister in die Leipziger Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen aufgenommen.

Ferdinand David starb im Beisein seiner Tochter Isabella auf einer Wanderung zum Silvrettagletscher in der Schweiz am 18. Juli 1873 unerwartet an einem Herzschlag.[1]

Familie

1836 heiratete er Sophie von Liphart (1807–1893), die Tochter seines ehemaligen Dienstherren und Schwester von Karl Eduard von Liphart in Dorpat. Aus der Ehe gingen vier Töchter und zwei Söhne hervor, u. a.:

  • Isabella ∞ Julius von Eckardt (1836–1908), Diplomat, Mitarbeiter Bismarcks
  • Paul (1840–1932), Geiger, Dirigent, Musikdirektor in Uppingham (England)
  • Helene Henriette (1842–1894) ∞ Reinhold Karl von Liphart (1839–1870) – ihr Cousin
  • Ottilie Sophie Charlotte ∞ von Stahl
  • Anna Maria Juliane (1852–1938) ∞ Hugo Carl Traut, Professor

Seine Schwester Marie-Louise David verh. Dulcken war eine gleichfalls berühmte Pianistin. Auch die jüngste Schwester Therese verh. Meyer trat öffentlich als Pianistin auf.[2]

Werke

Neben fünf Violinkonzerten und mehreren Konzertstücken für Blasinstrumente komponierte David auch ein bekanntes „Pflichtstück“, sein Posaunenkonzert in Es-Dur (op. 4). Es ist ein Auftragswerk, eine musikalische Danksagung an seinen Kollegen Karl Traugott Queisser, der mit ihm in seinem Streichquartett musizierte. Dieser war nicht nur ein begabter Bratschist; auch als Posaunist war er überregional bekannt. Er entstammte einer „Bläserdynastie“, die viele Solostellen in Leipzig, aber auch an der Dresdner Hofkapelle ausfüllte. Die Uraufführung des Posaunenkonzertes fand im Leipziger Gewandhaus statt. Des Weiteren komponierte Ferdinand David zwei Sinfonien, eine Oper (Hans Wacht, 1852), Kammermusik und eine Anzahl von Liedern. Stilistisch gehört er zu den Komponisten der Romantik. Besondere Bedeutung erlangten seine Bearbeitungen von Violinwerken, beispielsweise jenen von Francesco Maria Veracini, Pietro Locatelli und Johann Gottlieb Goldberg. Auch die gesamten Beethoven-Klaviertrios gab er bei C. F. Peters heraus. 1843 bearbeitete David Johann Sebastian Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo.

Seine Violinkonzerte 4 und 5 wurden 2009 von Hyperion Records erstmals auf Tonträger aufgenommen.[3]

Opusverzeichnis

  • op. 3 Concertino pour violon
  • op. 4 Concertino für Posaune und Orchester (Posaunenkonzert)[4]
  • op. 5 Introduction et Variations
  • op. 6 Introduction et Variations sur un thème russe E-Dur
  • op. 7 Introduction, Adagio et Rondeau (Orchesterwerk)
  • op. 8 Introduction et Variations
  • op. 9 6 Caprices
  • op. 10 Concerto pour violon No. 1
  • op. 11 Introduction et Variations sur un thème de Mozart A-Dur
  • op. 12 Concertino für Fagott und Orchester (1838)
  • op. 13 Introduction et Variations
  • op. 14 Concerto pour violon No. 2
  • op. 15 Introduction et Variations
  • op. 16 Andante und Scherzo Capriccioso (Orchesterwerk)
  • op. 17 Concerto pour violon No. 3
  • op. 18 Konzert-Variationen
  • op. 19 Introduction et Variations brilliantes
  • op. 20 6 Caprices
  • op. 21 Introduction et Variation
  • op. 22 Concert-Polonaise
  • op. 23 Concerto pour violon No. 4
  • op. 24 Zwölf Salonstücke (Duo)
  • op. 25 Salon-Duett über ein Lied von E. Haase (Duo)
  • op. 26 Sechs Lieder (Buch I) (Lied)
  • op. 27 Sechs Lieder (Buch II) (Lied)
  • op. 28 Fünf Salonstücke (Duo)
  • op. 30 Bunte Reihe (Duo)
  • op. 32 Streichquartett
  • op. 34 Sieben Stücke für Cello (Duo)
  • op. 35 Concerto pour violon No. 5 [Violinkonzert Nr. 5]
  • op. 36 Kammerstücke (Duo)
  • op. 37 Vier Märsche
  • op. 38 Streichsextett
  • op. 39 Etüden Dur und Moll (Nr. 6 „Am Springquell“)
  • op. 40 Trois Impromptu en forme de valse
  • op. 41 Nachklänge (Duo)
  • op. 42 Festmarsch
  • op. 43 Suite
  • op. 44 24 Etüden für Anfänger
  • op. 45 18 Etüden
  • op. 46 Aus der Ferienzeit 1 (Duo)
  • op. 47 Aus der Ferienzeit 2 (Duo)
  • op. 48 Aus der Ferienzeit 3 (Duo)
  • op. 49 Aus der Ferienzeit 4 (Duo)
  • op. 50 Aus der Ferienzeit 5 (Duo)

Ohne Opuszahl

  • Canon für 3 Violinen (1852)

Literatur

  • Marie Lipsius: Eine Leipziger Musikgröße. In: Die Gartenlaube. Heft 28, 1874, S. 455–457, (Wikisource).
  • Moritz Fürstenau: David, Ferdinand. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 784 f.
  • Julius Eckardt: Ferdinand David und die Familie Mendelssohn-Bartholdy. Aus hinterlassenen Briefschaften zusammengestellt. Duncker & Humblot, Leipzig 1888 (Digitalisat)
  • Georg von Dadelsen: David, Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 535 f. (Digitalisat).
  • Hans-Rainer Jung, Claudius Böhm: Das Gewandhaus-Orchester. Seine Mitglieder und seine Geschichte seit 1743. Faber & Faber, Leipzig 2006, ISBN 3-936618-86-0, S. 91 f.
  • Helmut Scheunchen: Lexikon deutschbaltischer Musik. Verlag Harro von Hirschheydt, Wedemark-Elze 2002. ISBN 3-7777-0730-9. S. 51.

Weblinks

 Commons: Ferdinand David – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Julius Eckardt, Ferdinand David und die Familie Mendelssohn-Bartholdy. Aus hinterlassenen Briefschaften zusammengestellt, Leipzig 1888, S. 285
  2. Stammtafel David
  3. hyperion-records.co.uk (mit Hörproben)
  4. Concertino für Posaune und Orchester Op. 4, mit Riccardo Gatti u. Collegia-Musica-Chiemgau, Live-Mitschnitt aus dem Herkulessaal der Münchener Residenz 2015 bei YouTube
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 09.01.2019 21:59:28

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