Musikdatenbank

Musiker

Meshell Ndegeocello

geboren am 29.8.1968 in Berlin, Deutschland

Alias Me'shell Ndegeocello
Meshell Suhaila Bashir-Shakur
Michelle Johnson

Meshell Ndegeocello

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Meshell Ndegeocello (* 29. August 1968 in Berlin; auch Me’shell Suhaila Bashir und Me’Shell NdegéOcello, eigentlich Michelle Johnson) ist eine US-amerikanische Musikerin und Komponistin.

Leben

Meshell Ndegeocello kam als Tochter des in Deutschland stationierten US-Soldaten und Saxophonisten Jacques Johnson in Berlin zur Welt. Anfang der 1970er Jahre übersiedelte die Familie nach Virginia (USA), wo sie aufwuchs und die Duke Ellington Highschool of the Arts (Washington D.C.) besuchte. Als Teenager lernte sie Bass zu spielen und begann schon während ihres Studiums an der Howard University in den 1980er Jahren in den Clubs der Stadt ihre musikalische Karriere. In dieser Zeit, mit 17, nahm sie auch ihren Künstlernamen an: Me'shell NdegéOcello, wobei NdegéOcello in Swahili „Frei wie ein Vogel“ bedeutet. Seit Ende der 1990er-Jahre schreibt sie sich Meshell Ndegeocello, ohne Apostroph und Binnenmajuskel. Als sie 1988 schwanger wurde und ihr Sohn Askia zur Welt kam, brach sie ihr Universitätsstudium ab.

In der Folge nahm sie an Auditions für verschiedene Bands teil und spielte auch bei einzelnen Auftritten mit verschiedenen bekannten Künstlern, darunter Living Colour und Steve Coleman. Von Arrested Development wurde sie als musikalische Leiterin des Auftritts der Band in der Fernsehshow Saturday Night Live engagiert. Es folgten Angebote verschiedener Labels, darunter der Paisley Park Studios von Prince und Warner Brothers. Sie ging schließlich als erste Künstlerin bei Madonnas damals neuer Produktionsfirma Maverick unter Vertrag.

Stil

Ihr Hauptinstrument ist der E-Bass. Daneben spielt sie auch Keyboard, E-Gitarre und hat ihren eigenen Stil aus einer Mischung von Gesang und Rezitation entwickelt. Ihre Musik bewegte sich auf ihren ersten fünf Alben vor allem im Spannungsfeld zwischen Funk, Soul, Hip-Hop und Jazz und zeigte auch Einflüsse aus Reggae und Rock.

Mit ihrer Mischung aus Funk, Groove und intelligenten Texten gilt sie als wichtige Wegbereiterin für Musikkünstlerinnen wie Erykah Badu, Jill Scott u. a.[1] 1993 veröffentlichte Meshell Ndegeocello ihr erstes Album „Plantation Lullabies“, auf dem unter anderem auch im Bereich des Jazz etablierte Musiker wie Geri Allen, Joshua Redman und Funk-Gitarrist Wah Wah Watson zu hören sind. Neben David Fiuczynski (Lead-Gitarre), Federico Gonzalez Peña (Keyboards) und Greg Lake (Schlagzeug), gehörte Watson auch zu Ndegeocellos Band, mit der sie 1994 auch erstmals in Europa und Japan war.[2][3] Bei Konzerten hatte sie von Anfang an auch einen zusätzlichen Bassisten dabei (u. a. Yossi Fine, Fima Ephron) und spielt nur in Instrumentalteilen selbst.

Ihre teils provokanten und kritischen Texte behandeln Themen wie Sex, Politik und Rassismus vor dem Hintergrund der afro-amerikanischen Geschichte mit ‚schwarzem‘ Selbstbewusstsein: „Kunst ist doch wohl auch dazu da mißinterpretiert zu werden. Wenn ich Sätze formuliere wie ‚Der weiße Mann sollte immer mit einem offenen Auge schlafen‘ oder ‚Meine Schlaflieder sind die Ruhe vor dem Sturm, die Ruhe vor der Revolution farbiger Menschen‘, dann bedeutet das zwar, daß ich von Wunschgedanken geleitet werde, aber weder bin ich Rassist, noch habe ich die Macht, Dinge zu verändern. Ich lebe von der Vorstellung, was passieren würde, wenn schwarze Menschen einmal gemeinsam gegen das Unrecht aufstehen, das ihnen angetan wurde. Und wer sich angesprochen fühlt, wer meint, vor solchen Texten Angst haben zu müssen, der hat die Angst auch verdient.“[4]

Ihr Können als Musikerin führte zur Zusammenarbeit mit einer Reihe bekannter Künstler aus Pop und Jazz, unter anderem: Chaka Khan, Carlos Santana, den Rolling Stones, Prince, Madonna, Paul Simon, Basement Jaxx und Marcus Miller. Ein Erfolg war 1994 die Zusammenarbeit mit John Mellencamp, mit dem sie eine Cover-Version des Van Morrison Stücks Wild Night sang und Bass spielte. Die Single erreichte in den USA Platz 3 der Billboard Hot 100.[5] Im gleichen Jahr nahm sie mit Herbie Hancock für das Album „Stolen Moments: Red Hot + Cool“ der AIDS-Hilfe-Organisation Red Hot das Stück Nocturnal Sunshine auf.

Auf den folgenden Alben – „Peace Beyond Passion“ (1996) und „Bitter“ (1999) – entwickelte sie ihren unverwechselbaren und abseits des Pop-Mainstreams orientierten Stil weiter. Während „Peace Beyond Passion“ wieder von David Gamson (Scritti Politti) produziert wurde, prägte Craig Street den intimen, ausbalancierten, eher Country-Blues-orientierten Gesamteindruck auf „Bitter“, in dem er das Tempo völlig herausnahm und die Stücke fast ineinander fließen ließ. Waren die beiden ersten Alben durch Funk-Grooves und die Rock-Gitarren-Soli von David Fiuczynski und Alan Cato geprägt, kommen nun wenige Streicher, akustische Gitarren, Klavier bzw. ein Fender Rhodes zum Einsatz und u. a. atmosphärisch-flächige Gitarrensounds von David Torn und Greg Leisz. Das Stück Wasted Time ist ein Duo mit Joe Henry. An beiden Alben sind außerdem Wendy Melvoin und Lisa Coleman beteiligt.

2002 veröffentlichte sie mit „Cookie: The Anthropological Mixtape“ ihr bislang erfolgreichstes Album. Zur gleichen Zeit nahm sie auch einen weiteren Künstlernamen an: Suhaila Bashir (arabisch: Überbringer guter Nachrichten).

Nach dem fünften Album, „Comfort Woman“ (2003), wechselte sie 2004 von ihrem bisherigen Label Maverick zu Universal. Damit einher ging auch eine Neuausrichtung in ihrer Musik. Sie versammelte eine Band (Spirit Music Jamia) aus profilierten Musikern des Jazz um sich und veröffentlichte – als Produzentin, Bassistin, Komponistin und musikalische Leiterin – Anfang 2005 „The Spirit Music Jamia: Dance of the Infidel“. Zu den Gastmusikern, die auf dem Album zu hören sind, gehören unter anderem die Sängerinnen Cassandra Wilson und Lalah Hathaway (Tochter von Donny Hathaway), die Saxophonisten Kenny Garrett und Joshua Redman, Klarinettist Don Byron, Schlagzeuger Jack DeJohnette und Perkussionist Mino Cinelu.

Ihre Musik wurde in mehr als 15 TV- und Kinofilmen verwendet, darunter „How Stella Got Her Groove Back“, „Higher Learning“, „Hurricane“ und „Batman & Robin“. Als Produzentin betreute sie auch das Album Nebula von Laïka Fatien.

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel Chartpositionen[6] Anmerkungen
DE AT CH UK US
1993 Plantation Lullabies 166
(9 Wo.)
Erstveröffentlichung: 19. Oktober 1993
1996 Peace Beyond Passion 46
(3 Wo.)
100
(1 Wo.)
63
(10 Wo.)
Erstveröffentlichung: 25. Juni 1996
1999 Bitter 105
(4 Wo.)
Erstveröffentlichung: 24. August 1999
2002 Cookie: The Anthropological Mixtape 67
(3 Wo.)
Erstveröffentlichung: 4. Juni 2002
2003 Comfort Woman 150
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 14. Oktober 2003
2007 The World Has Made Me the Man of My Dreams 186
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 20. August 2007
2009 Devil's Halo 185
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 6. Oktober 2009
2014 Comet, Come to Me 161
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 2. Juni 2014
2018 Ventriloquism 62
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: 16. März 2018

Weitere Veröffentlichungen:

  • 2005: The Spirit Music Jamia: Dance of the Infidel
  • 2006: The Article 3 EP
  • 2011: Weather
  • 2012: Pour une âme souveraine - A Dedication to Nina Simone

Singles

Jahr Titel Chartpositionen[6] Anmerkungen
DE AT CH UK US
1993 If That's Your Boyfriend (He Wasn't Last Night)
Plantation Lullabies
74
(2 Wo.)
73
(6 Wo.)
Erstveröffentlichung: August 1993
1994 Wild Night
Dance Naked
55
(11 Wo.)
34
(3 Wo.)
3
(42 Wo.)
Erstveröffentlichung: Mai 1994
(mit John Mellencamp)
1996 Who Is He (And What Is He to You)?
Peace Beyond Passion
80
(1 Wo.)
Erstveröffentlichung: Dezember 1996
1997 Never Miss the Water
Epiphany: The Best of Vol. 1
59
(2 Wo.)
Erstveröffentlichung: Januar 1997
(mit Chaka Khan)

Einzelnachweise

  1. Nathan Brackett, Christian David Hoard (Hrsg.): The New Rolling Stone Album Guide. 4. Auflage. Simon and Schuster, New York 2004, ISBN 0-7432-0169-8, S. 471
  2. http://www.speakeasy.org/~suomynona/gigography/92-95.html (Memento vom 30. Januar 2013 im Internet Archive) 'Gigography' bei speakeasy.org
  3. http://www.northseajazz.com/en/program/1994/friday-8-july/9312_meshell-ndegeocello U. a. beim North Sea Jazz Festival in Den Haag
  4. Zitiert nach Ssirius Pakzad: Me'Shell NdegeOcello - Gogo-Girl. In: Jazzthing, Ausgabe 1, Winter 1993, S. 28
  5. http://www.billboard.com/charts#/charts/hot-100?chartDate=1994-09-03
  6. a b Chartquellen: CH UK US

Weblinks

 Commons: Meshell Ndegeocello – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Diese Seite wurde zuletzt geändert am 30.08.2018 10:08:37

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