Helena Bonham Carter
geboren am 26.5.1966 in Golders Green, London, Grossbritannien
Helena Bonham Carter
Helena Bonham Carter CBE (* 26. Mai 1966 in Golders Green, London) ist eine britische Schauspielerin.
Bonham Carter hatte ihr Filmdebüt in Es geschah am See von K. M. Peyto, bevor sie in ihrer ersten Hauptrolle in Lady Jane zu sehen war. Bekanntheit erlangte sie mit den drei E.-M.-Forster-Verfilmungen Zimmer mit Aussicht (1985), Maurice (1987) und Wiedersehen in Howards End (1992). Später spielte sie in Fight Club (1999) und in Die Flügel der Taube (1997), für den sie für den Oscar nominiert wurde. Einem großen Publikum bekannt wurde sie spätestens durch ihre mehrmalige Zusammenarbeit mit Tim Burton, der seit 2001 ihr Lebensgefährte ist, sowie durch ihr Mitwirken an den letzten vier Harry-Potter-Verfilmungen.
Frühes Leben und familiärer Hintergrund
Bonham Carter wurde in Golders Green, London, geboren. Ihre Mutter Elena (geborene Propper de Callejón) ist Psychotherapeutin. Ihr Vater, Raymond Bonham Carter, war Bankier und stellvertretender Direktor. Er vertrat in den 1960er Jahren die Bank of England beim Internationalen Währungsfonds in Washington, D.C. Er stammt aus einer bekannten britischen Politikerfamilie, ist der Sohn des englischen Liberalen Sir Maurice Bonham Carter, war als politischer Redner angesehen und Mitglied im House of Lords. Der Vater ihrer Großmutter, Violet Bonham Carter, war der britische Premierminister Herbert Henry Asquith (1908-1916).
Bonham Carters Großvater mütterlicherseits, Eduardo Propper de Callejón, war halb spanischer, halb jüdischer Abstammung und diente als Diplomat und ehemaliger Minister-Kanzler an der Spanischen Botschaft in Washington, D.C.. Ihre jüdische Großmutter mütterlicherseits, Hélène Fould-Springer, war die Tochter des Barons Eugène Fould-Springer (eines französischstämmigen Bankiers) und Marie Cecile Von Springer (deren Vater der Industrielle Baron Gustav Springer war). Hélène Fould-Springers Schwester war die französische Philanthropin Liliane de Rothschild (1916-2003), die Ehefrau von Élie de Rothschild. Ihre andere Schwester, Therese Fould-Springer, war die Mutter des britischen Schriftstellers David Pryce-Jones.
Bonham Carter hat zwei Brüder, Edward und Thomas, und ist eine entfernte Cousine von Jane Bonham Carter und ihres Schauspielkollegen Crispin Bonham-Carter, der den Mr. Bingley 1995 in der BBC-Produktion des Jane-Austen-Klassikers Stolz und Vorurteil spielte.
Sie wurde an der South Hampstead High School ausgebildet, einer privaten Mädchenschule in Hampstead, London. Ihre Ausbildung verfolgte sie später weiter in der Westminster School, einer Privatschule nahe dem britischen Parlament. Die Aufnahme in das Kings College der Cambridge University wurde ihr verweigert, aber nicht aus Gründen der Leistungen oder der Testergebnisse, sondern weil die Schulbehörde befürchtete, sie werde ihr Studium zugunsten ihrer Schauspielkarriere abbrechen. Aufgrund dieser Entscheidung der Universität wandte sie sich nun vollständig der Schauspielerei zu.
Als Bonham Carter fünf Jahre alt war, bekam ihre Mutter einen Nervenzusammenbruch, von dem sie sich erst drei Jahre später erholte. Nach ihrer Erholung entschloss sie sich, selbst Psychotherapeutin zu werden. Sie liest die Skripte ihrer Tochter und bringt ihr die psychologischen Hintergründe ihrer Figuren näher. Fünf Jahre nach der Genesung ihrer Mutter erkrankte ihr Vater an einem Akustikusneurinom, einem gutartigen Tumor des Nervus vestibulocochlearis. Bei der Tumoroperation an sich ein Routineeingriff erlitt er im Alter von 50 Jahren einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmte. Seither sitzt er im Rollstuhl. Bonham Carter half mit ihren beiden Brüdern ihrer Mutter, die daraus entstandenen Schwierigkeiten zu bewältigen. Für den Film Vom Fliegen und anderen Träumen studierte sie die Bewegungen und Angewohnheiten ihres Vaters.
2008 hatten Verwandte der Schauspielerin in Südafrika einen schweren Autounfall, den nur ihre Cousine überlebte. Bonham Carter erreichte die Nachricht beim Dreh zu ihrem neuen Film Terminator: Die Erlösung, worauf sie den Dreh abbrach und nach England reiste.[1]
Karriere
Bonham Carter gewann 1979 einen nationalen Schreib-Wettbewerb und verwendete das Geld, das sie gewonnen hatte, um sich in die Schauspielschule Spotlight einzukaufen. Ihr professionelles Schauspieldebüt hatte sie mit 16 Jahren in einem Fernsehwerbespot. Zudem bekam sie eine Rolle in dem Fernsehfilm Es geschah am See. Ihre erste Hauptrolle hatte sie in Lady Jane, welche von den Kritikern unterschiedlich bewertet wurde. Ihren Durchbruch feierte sie als Lucy Honeychurch in Zimmer mit Aussicht, der zwar nach Lady Jane verfilmt, aber vor diesem veröffentlicht wurde.
Sie trat 1986 bis 1987 in Episoden von Miami Vice als Don Johnsons Liebe Theresa in Erscheinung. Sie sprach auch für die Rolle der Nancy Spungen in Sid und Nancy vor, die Rolle bekam allerdings Chloe Webb. Ebenfalls umbesetzt wurde ihr Part als Bess McNeill in Breaking the Waves; die Rolle bekam Emily Watson, die für ihre Leistung für den Academy Award nominiert wurde.
Nach ihren frühen Filmen wurde Bonham Carter auf einen bestimmten Typ festgelegt. Sie galt als Königin des Korsetts und Englische Rose, da sie hauptsächlich Figuren des frühen 20. Jahrhunderts (insbesondere in Merchant-Ivory-Filmen) spielte.
Sie konnte sich aber später auch in anderen Rollen behaupten. Zu ihren neueren Filmen gehören Fight Club, Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen und Tim Burtons Charlie und die Schokoladenfabrik, Corpse Bride Hochzeit mit einer Leiche und Big Fish.
Sie spricht fließend französisch und hatte eine Hauptrolle in dem französischen Film Portraits Chinois (1996). Im August 2001 wurde sie für die Zeitschrift Maxim fotografiert. Sie spielte die Königin Anne Boleyn für die ITV1-Mini-Serie Henry VIII. Ihre Part wurde aber eingeschränkt, da sie während der Dreharbeiten mit ihrem ersten Kind schwanger wurde.
Bonham Carter war Jury-Mitglied in Cannes, wo 2006 The Wind That Shakes the Barley als bester Film ausgezeichnet wurde.
Sie spielte Bellatrix Lestrange in Harry Potter und der Orden des Phönix (2007), Harry Potter und der Halbblutprinz (2009), Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 (2010) sowie Teil 2 (2011). Darüber hinaus spielte sie unter der Regie von Tim Burton Sweeney Todds verliebte Komplizin Mrs. Lovett in der Filmadaption von Stephen Sondheims Broadway Musical Sweeney Todd, das neun Tony Awards gewonnen hatte. Für ihre Darbietung erhielt Carter eine Golden-Globe-Nominierung als Beste Schauspielerin einer Komödie/ eines Musicals.
Bonham Carter gewann dann den Evening Standard British Film Award für ihre Verkörperung der Mrs. Lovett und für den Film Conversations with Other Women. 2009 erhielt sie als beste Schauspielerin den Empire Award.
Im Mai 2006 gründete sie mit der Bademoden-Designerin Samantha Sage ihre eigene Modelinie The Pantaloonies. Ihre erste Kollektion nannte sich Bloomin' Bloomers, sie bietet eine Auswahl an Jacken, Obershirts, Mützen und Pluderhosen im viktorianischen Stil.
Im Frühjahr 2009 wurde Bonham Carter in der Zeitung The Times zu den besten zehn britischen Schauspielerinnen aller Zeiten gezählt. Daneben wurden die britischen Schauspielerinnen Julie Andrews, Helen Mirren, Judi Dench und Audrey Hepburn genannt. Bonham Carter spielte 2009 die Autorin Enid Blyton in einer BBC Four-Fernseh-Biografie die erste Darstellung von Blytons Leben auf dem Bildschirm.[2]
Im Frühjahr 2010 war sie im deutschen Kino in der Rolle der Roten Königin in dem Film Alice im Wunderland zu sehen. Ihre Darstellung der Königinmutter Elizabeth in dem Drama The Kings Speech (2010) brachte ihr 2011 ihren ersten BAFTA Award sowie jeweils als beste Nebendarstellerin erneut eine Oscar- und Golden-Globe-Nominierung ein.
Helena Bonham Carter wurde bisher hauptsächlich von Melanie Pukaß synchronisiert, aber auch von Susanna Bonaséwicz, Diana Borgwardt, Sandra Schwittau, Vera Teltz, Elisabeth Günther und Anja Rybiczka.
Im Juni wurde sie von Marc Jacobs für die Herbst-/Winterkampagne 2011 als Model gebucht.[3]
2012 stand sie als makabere Wirtsfrau Madame Thenardiér in der Verfilmung des Musicalwelterfolgs Les Miserablés vor der Kamera. Die Rolle des Monsieur Thenardiér spielte Sacha Baron Cohen. Außerdem spielte sie in dem Drama Große Erwartungen von Charles Dickens die Rolle der rachsüchtigen Miss Havisham.
Privatleben
Seit 2001 ist Bonham Carter mit Tim Burton liiert, den sie während der Dreharbeiten zu Planet der Affen kennenlernte. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder. Deren Patenonkel ist Johnny Depp, ein langjähriger Freund von Tim Burton.
Filmografie
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Auszeichnungen und Nominierungen (Auszug)
- British Academy Film Award
- 1992: Nominiert als beste Nebendarstellerin für Howards End
- 1997: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Die Flügel der Taube
- 2010: Ausgezeichnet als beste Nebendarstellerin für The King's Speech
- British Academy Television Award
- 2009: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Enid
- Oscar(Academy Award)
- 1997: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Die Flügel der Taube
- 2010: Nominiert als beste Nebendarstellerin für The King's Speech
- Golden Globe Award
- 1994: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Fatal Deception: Mrs. Lee Harvey Oswald
- 1997: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Die Flügel der Taube
- 1998: Nominiert als beste Nebendarstellerin für Merlin
- 2002: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Live aus Bagdad
- 2007: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street
- 2010: Nominiert als beste Nebendarstellerin für The King's Speech
- 2013: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Burton & Taylor
- Emmy Award
- 1998: Nominiert als beste Nebendarstellerin für Merlin
- 2002: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Live aus Bagdad
- International Emmy Award
- 2009: Ausgezeichnet als beste Hauptdarstellerin für Enid
- Satellite Award
- 1997: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Die Flügel der Taube
- 1998: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Vom Fliegen und anderen Träumen
- 2013: Ausstehend beste Hauptdarstellerin für Burton & Taylor
- Scream Award
- 2007: Nominiert als beste Schauspielerische Leistung (weiblich) für Harry Potter und der Orden des Phönix
- 2007: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street
- 2009: Nominiert als bester Bösewicht für Harry Potter und der Halbblutprinz
- 2009: Nominiert als bester Cameo-Auftritt für Terminator: Die Erlösung
- Empire Award
- 1999: Ausgezeichnet als beste britische Schauspielerin für Fight Club
- 2001: Nominiert als beste britische Schauspielerin für Planet der Affen
- 2007: Ausgezeichnet als beste Hauptdarstellerin für Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street
- 2010: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für The King's Speech
- Saturn Award
- 1994: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Mary Shelley's Frankenstein
- 2001: Nominiert als beste Nebendarstellerin für Planet der Affen
- 2007: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street
- Genie Award
- 1995: Ausgezeichnet als beste Hauptdarstellerin für Das Ende aller Träume
- Screen Actors Guild Award
- 1997: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Die Flügel der Taube
- 2010: Nominiert als beste Nebendarstellerin für The King's Speech
- 2013: Nominiert als beste Hauptdarstellerin für Burton & Taylor
- Sonstige
- 2011: Commander of the Order of the British Empire[4]
Weblinks
- Commons: Helena Bonham Carter Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Helena Bonham Carter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Helena Bonham Carter in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- Angehörige tödlich verunglückt auf Fan-Lexikon.de
- The Guardian: Can Bonham Carter bring Blyton back from the dead?
- fashion.telegraph.co.uk: Helena Bonham Carter models for Marc Jacobs. Zugriff am 17. Juni 2011.
- London Gazette vom 31. Dezember 2011
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Helena Bonham Carter aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.
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