George Gruntz

geboren am 24.6.1932 in Basel, BS, Schweiz

gestorben am 10.1.2013 in Allschwil, BL, Schweiz

George Gruntz

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George Paul Gruntz (* 24. Juni 1932 in Basel; † 10. Januar 2013[1] in Allschwil[2]) war ein Schweizer Jazz-Pianist, Komponist, Arrangeur und Bandleader.

Leben und Wirken

George Gruntz war nach dem Studium am Konservatorium in Zürich ab 1956 für Radio Basel als Pianist und Arrangeur tätig. 1958 wurde er international bekannt als Mitglied der Newport International Band am Newport Jazz Festival, wo er auch mit Louis Armstrong spielte.

Während der 1960er Jahre absolvierte Gruntz (u. a. in der Band von Kurt Weil) zahllose Europatourneen und begleitete als Pianist Stars wie Dexter Gordon, Roland Kirk, Donald Byrd, Lee Konitz, Chet Baker, Johnny Griffin, Gerry Mulligan und Art Farmer. 1962 war er mit Sängerin Helen Merrill in Japan. 1965 schloss er sich Flavio Ambrosetti an und leitete eigene Trios. Anschliessend initiierte er zwei frühe Ethno-Jazz-Produktionen, einmal mit Basler Trommelmusik, zum anderen die sehr erfolgreiche Noon in Tunisia (1967) mit tunesischer Beduinenmusik, aber präsentierte auch „Jazz goes Baroque“-Synthesen u. a. auf dem Cembalo. 1968 und 1969 tourte er mit Phil Woods und dessen European Rhythm Machine.

Seit 1971 leitete er seine eigene Big Band, The George Gruntz Concert Jazz Band, in der Stars wie Alan Skidmore, Sheila Jordan, Dave Bargeron oder Ray Anderson seine Arrangements spielten und welche seither ausser Australien alle Erdteile bereiste. Als einzige europäische Big Band rangierte sie im weltweiten „Critics Poll“ der amerikanischen Jazzfachschrift Down Beat mehr als zehn Mal ununterbrochen in den ersten Rängen.

1974 gründete Gruntz die Piano Conclave, die bei ihren Auftritten jeweils sechs der führenden europäischen Pianisten wie Wolfgang Dauner, Jasper van’t Hof, Joachim Kühn, Adam Makowicz, Fritz Pauer, Martial Solal, Gordon Beck oder Gruntz vereinte. 1977 spielte er mit den Schlagzeugern Pierre Favre, Jack De Johnette, Fredy Studer, Dom Um Romão sowie David Friedman als Percussion Profiles auf dem Monterey Jazz Festival. Gruntz arbeitete darüber hinaus häufig mit dem Trompeter Franco Ambrosetti, ab 1984 mit Uschi Brüning und 1985 mit den Musikern des von ihm mit gegründeten Swiss Jazz Pool zusammen. Ab 1989 spielte Gruntz auch im Trioformat mit Mike Richmond und Adam Nussbaum mit denen er für Enja das Live-Album Serious Fun aufnahm.

Bereits in den 1960er Jahren kooperierte er mit bekannten Komponisten wie Rolf Liebermann, Earle Brown und Hans Werner Henze. Gruntz komponierte mehrere Bühnenwerke und Oratorien. Die Pariser Oper beauftragte Gruntz 1973 mit der Komposition einer World Jazz Opera, welche 1982 im LaMama-Theater in New York City in Teilen uraufgeführt wurde. Das Werk entstand in Zusammenarbeit mit dem afroamerikanischen Dichter Amiri Baraka (LeRoi Jones). Mit Dichter Allen Ginsberg komponierte er Cosmopolitan Greetings, die Regisseur Robert Wilson 1988 in Hamburg inszenierte. Als weitere Jazzoper entstand 2003 The Magic of Flute (Libretto: Peter O. Chotjewitz).

Gruntz schrieb auch zahlreiche Filmmusiken, u. a. für Hannes Schmidhauser (Seelische Grausamkeit, 1960, die er mit Barney Wilen, Marcel Peerers, Raymond Court, K. T. Geier, Kenny Clarke einspielte), sowie für Franz Peter Wirth (Ein Mann im schönsten Alter, 1963), Johannes Schaaf (Tätowierung, 1967), Peter Lilienthal (Malatesta, 1970, Die Sonne angreifen 1971), Bernhard Wicki (Karpfs Karriere, Das falsche Gewicht, 1971 und Die Eroberung der Zitadelle 1977) und Fred Haines (Der Steppenwolf, 1974).[3]

George Gruntz arbeitete häufig als Gastdirigent von Radio-Bigbands und Sinfonieorchestern in ganz Europa. Von 1970 bis 1984 war er musikalischer Leiter des Zürcher Schauspielhauses, von 1972 bis 1994 künstlerischer Leiter der Berliner Jazztage.

George Gruntz wurde 1995 mit dem Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Filmografie (Auswahl)

  • 1977: Die Eroberung der Zitadelle

Publikationen

  • Als weißer Neger geboren. Ein Leben für den Jazz. Corvus, Berneck 2002, ISBN 3-9522460-1-8 (Autobiografie).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nachruf bei SRF (Schweizer Radio und Fernsehen)
  2. Stefan Künzli: George Gruntz ist tot – Eine Würdigung. In: Der Sonntag vom 12. Januar 2013
  3. George Gruntz in der Internet Movie Database (englisch)
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