Gilberto Gil

Gilberto Gil - © 2005 mvonlanthen

geboren am 29.6.1942 in Salvador da Bahia, Bahia, Brasilien

Gilberto Gil

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Gilberto Gil (* 26. Juni 1942 in Salvador da Bahia als Gilberto Passos Gil Moreira) ist ein brasilianischer Musiker und Politiker. Gil ist neben Caetano Veloso einer der Begründer des Tropicalismo. Von 2003 bis 2008 war er der erste schwarze Kulturminister Brasiliens.

Leben und Musik

Seine frühe Kindheit verbrachte Gil im Inneren Brasiliens, wo sein Vater als Arzt genug Geld hatte, sich eines der wenigen Radios im Dorf Ituaçu zu leisten. Dort kam er auch in Berührung mit den damals populären Musikformen, besonders den Akkordeonspielern und Troubadouren. Als Gil acht Jahre alt war zog die Familie nach Salvador zurück, wo er eine Maristenschule besuchte. Von seiner Mutter bekam er dann auch ein Akkordeon geschenkt, um auf einer Akkordeonschule das Instrument zu erlernen.

In seiner Jugend kam Bossa Nova in Mode und Gil lernte auch Gitarre spielen. In den 60ern wurde er dann mit seinem Altersgenossen Caetano Veloso Protagonist der Tropicalismo-Bewegung, welche radikal innovativ Bossa Nova mit internationaler Rock- und Popmusik verband und die Zustände im damaligen Brasilien scharf kritisierte.

Die Militärdiktatur unterdrückte die Bewegung und Gilberto Gil wie Caetano Veloso mussten das Land verlassen. Gil verbrachte zwei Jahre in London.

1972, nach seiner Rückkehr nach Brasilien, nahm er eine Trilogie von Alben auf, in denen er zu den Wurzeln brasilianischer Musik zurückkehrte und sie mit Pop mischte. Die drei Alben sind Expresso 2222, das 1975 zusammen mit Jorge Ben aufgenommene Gil Jorge und das mit den bahianischen Musikerkollegen Caetano Veloso, Gal Costa und Maria Bethânia gestaltete Os Doces Bárbaros (Die süßen Barbaren).

Es folgte seine so genannte konzeptuelle Trilogie: Refazenda, das die Musik des ländlichen Raumes Brasiliens erforscht; Refavela, welches die afrikanische Seite Brasiliens aufzeigt und auf die Wurzeln aus Nigeria, Bahia und Rio zurückgeht; sowie Realce, das Disko- und Popmusik integriert.

In den frühen 1990ern kamen Parabolicamará, ein Konzert für 80.000 Zuseher an der Copacabana, und Tropicália 2, zum 25. Jubiläum der Tropicalismo-Bewegung, heraus. Das Album Quanta Gente Veio Ver, die Live-Version von Quanta, wurde mit dem Grammy für die beste Weltmusik geehrt.

Gil erhielt 11 goldene und fünf Platin-Schallplatten; insgesamt hat er mehr als vier Millionen Tonträger verkauft. Daneben hat er mit vielen brasilianischen und internationalen Künstlern zusammengearbeitet, darunter João Gilberto, Stevie Wonder oder Jimmy Cliff.

Sein Album Kaya N'Gan Daya wurde in Jamaika aufgenommen und vermischt brasilianische Musik mit Reggae. Es ist eine Hommage an Bob Marley, eines seiner großen Idole.

2005 erhielt Gilberto Gil den Polar Music Prize, der als inoffizieller Nobelpreis für Musik angesehen wird.

Politik

Parallel zu seiner künstlerischen Laufbahn ist Gilberto Gil auch bereits seit langer Zeit politisch engagiert. Im Jahr 1987 wurde er zum Kulturbeauftragten der Stadt Salvador ernannt und kämpfte für die Erhaltung des historischen Erbes der Stadt. In dieser Funktion gründete er auch die Onda Azul (Blaue Welle), deren Ziel es ist, eine lebenswerte Umwelt zu erhalten und Umweltbewusstsein zu fördern. Er war 1988 in den Partido do Movimento Democrático Brasileiro (PMDB) eingetreten, wurde für diesen zum Stadtrat in Salvador gewählt worden, wechselte aber am 21. März 1990 zur Grünen Partei.

Vom 1. Januar 2003 bis zum Juli 2008 war Gilberto Gil Kulturminister in der Regierung von Lula da Silva. Gil förderte in dieser Funktion unter anderem Open-Source-Projekte. In seinen letzten Jahren als Berufspolitiker geriet seine Amtsführung zunehmend in die Kritik, es wurde ihm unter anderem ein zu nachlässiges Verhältnis zu Geschäftsfreunden oder Mafia-Bossen vorgeworfen.[1]

Ehrungen

  • 1990: Ritter des Ordre des Arts et des Lettres
  • 1995: Komtur des Ordens von Rio Branco
  • 1997: Ordre national du Mérite
  • 2003: Großkreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique
  • 2003: Großkreuz des norwegischen Verdienstordens
  • 2005: Großoffizier der Ehrenlegion

Zu seinen musikalischen Ehrungen gehören: 1999 Grammy Award for Best World Music Album für Quanta Live, 2001 Latin Grammy für As Canções De Eu, Tu, Eles und 2002 für São João Vivo, 2005 Grammy Award for Best Contemporary World Music Album für Eletrácustico.

Diskografie

  • 1967 Louvação
  • 1968 Gilberto Gil (Frevo Rasgado)
  • 1969 Gilberto Gil (Cérebro Eletrônico)
  • 1971 Gilberto Gil (Nega)
  • 1972 Barra 69: Caetano E Gil Ao Vivo Na Bahia
  • 1972 Expresso 2222
  • 1974 Gilberto Gil Ao Vivo
  • 1975 Refazenda
  • 1977 Refavela
  • 1978 Gilberto Gil Ao Vivo Em Montreux
  • 1978 Refestança
  • 1979 Nightingale
  • 1979 Realce
  • 1981 Brasil
  • 1981 Luar (A Gente Precisa Ver o Luar)
  • 1981 Um Banda Um
  • 1983 Extra [WEA Latina]
  • 1984 Quilombo (Trilha Sonora)
  • 1984 Raça Humana
  • 1985 Dia Dorim Noite Neon
  • 1987 Gilberto Gil Em Concerto
  • 1987 Soy Loco Por Ti America
  • 1987 Trem Para As Estrelas (Trilha Sonora)
  • 1988 Ao Vivo Em Tóquio (Live in Tokyo)
  • 1989 O Eterno Deus Mu Dança
  • 1991 Parabolic
  • 1994 Acoustic
  • 1995 Esoterico: Live in USA 1994
  • 1995 Oriente: Live in Tokyo
  • 1996 Em Concerto
  • 1996 Luar
  • 1997 Indigo Blue
  • 1997 Quanta
  • 1998 Ao Vivo Em Tóquio (Live in Tokyo) [Braziloid]
  • 1998 Copacabana Mon Amour
  • 1998 O Sol de Oslo
  • 1998 O Viramundo (Ao Vivo)
  • 1998 Quanta Live
  • 2000 Me, You, Them [=Eu Tu Eles, Brazil]
  • 2001 Milton and Gil
  • 2001 São João Vivo
  • 2002 Kaya N'Gan Daya
  • 2002 Quanta Live [Brazil]
  • 2002 Z: 300 Anos de Zumbi
  • 2004 Eletrácustico
  • 2005 Ao Vivo
  • 2005 As Canções de "Eu Tu Eles" (Filmmusik)
  • 2005 Soul of Brazil
  • 2006 Gil Luminoso
  • 2006 Rhythms of Bahia
  • 2008 Banda Larga Cordel
  • 2009 Bandadois
  • 2010 Fé na festa

Film

  • Eine musikalische Reise mit Gilberto Gil – Viramundo. (Alternativtitel: Viramundo: Uma Viagem Musical com Gilberto Gil.) Dokumentarfilm, Frankreich, Schweiz, 2013, Kino: 93 Min., Fernsehen: 88:05 Min., Buch: Emmanuel Gétaz und Pierre-Yves Borgeaud, Regie: Pierre-Yves Borgeaud, Produktion: Dreampixies, Urban Factory, RTS Radio Télévision Suisse, SRG SSR, Momentum Production, Filmpremiere: 20. April 2013 beim Visions du Réel Film Festival, deutsche Erstsendung: 24. Mai 2015 bei arte, Inhaltsangabe von arte, Filmseite mit Filmausschnitten.

Weblinks

 Commons: Gilberto Gil – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Hart: Schönheit und Fäulnis. In: NZZ, 4. April 2008.
Vorgänger Amt Nachfolger
Francisco Weffort Kulturminister
1. Januar 2003 bis 30. Juli 2008
Juca Ferreira
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